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Jonas Mekas ist der Großvater des Internets, sein Blog bzw. Vlog, eine ständige Kommentierung samt festgehaltener Blickrichtung des Altmeisters: VLOG. „Mekas ist eine Stimme aus einer anderen Zeit, welche die Werkzeuge des gegenwärtigen Augenblicks umarmt.“ (http://androidmarketapps.org/de/dieser-90-jahrige-litauische-filmemacher-hat-die-beste-website/)

Wir werden heute über sein Werk „A walk“ nachdenken, welches Lukas Winkler präsentieren wird. Mekas, ein Künstler, für den das Innere nach Außen zu bringen, eine systemimmanente Prägung seines Ausdrucks zu sein scheint. Besonders hier, sind seine Strategien der Umgehung von Gemachtheit, von Beeinflussung seines Werks durch sich selbst. In dem Tagebuch „I had nowhere to go“ von 1991, schreibt Mekas über das Erlebte, verwendet dafür aber indessen immer die Zukunft, als skizzierende Vorstellungsumrandung. Das Kommende heranzuziehen, um das Gewesene zu umschreiben: eine höchst eigentümliche Methode, die Mekas, ein Avantgardist der ersten Stunde, zweifellos beherrscht. Vielleicht ist „A walk“ auch als ein Entwurf des entschleunigten Fortschritts zu verstehen, dessen Startpunkt über seine Ankunft weniger definiert wird, als über die Beiläufigkeit der zufälligen Gedanken.

 

Keiner weiß mehr (als man selbst)

 

Bildschirmfoto 2017-05-19 um 07.27.57[… ] Audiovisuelle Medien können selbstverständlich auch zur individuellen Selbstreflexion im Sinne eines filmischen Tagebuches benutzt werden, doch Arbeiten für die Schublade lassen sich mit weniger Aufwand und intimer mit anderen Medien wie Tinte und Papier oder Fotografie anfertigen. In erster Linie braucht der Film die Zuschauer. Mit der Erwartung auf Rezeption eng verbunden ist der Wunsch nach Anerkennung der geleisteten Arbeit.[… ]

Eckhard Schenke (1998): Der Amateurfilm: Gebrauchweisen privater Filme. Dissertation Univers. Göttingen.

 

Der Roman „Keiner weiß mehr“ ist ein guter Einstieg in das Werk Rolf-Dieter Brinkmanns. Verbale Tiraden, Schimpfgedichte und Ungereimtheiten künstlerischer Natur, vermag der viel zu früh verstorbene Ausnahmeliterat, in einer meisterhaften Manier, von der Belanglosigkeit in einen radikalen Reflexionsraum emporzuheben. Und mit dem selbstreflexiven Moment, beginnen wir die heutige Blockveranstaltung. Brinkmann gilt gemeinhin als Schriftsteller, doch widmete er sich unerlässlich Möglichkeiten der sich Erweiterungen, ging bewusst explorisch vor, um auf die Weise der Verengung des Gedachten oder auch Denkbaren zu entkommen. Für die SUPER-8-FILME, die seine Witwe Marlene dem Filmemacher Bergmann anvertraute, hatten Bergmann im Hauptfilm „Brikmanns Zorn“ keine Verwendung. Sie wurden im Rahmen einer Bonus-DVD bereitgestellt, und überdies auf der Promotion-Tournee, musikalisch umrahmt live aufgeführt. Franz Impler wird sie uns vorstellen.

 

Hintergrundinfos zu Die Souvenirs des Herrn X , von Arash T. Riahi

Bildschirmfoto 2017-05-17 um 20.45.32Ein kurzes und knappes Interview, das einen kleinen Vorgeschmack auf den morgigen Vortrag gibt. Die Absurdität daran, nämlich wie ein Dokumentarfilmemacher manchmal an sein Thema kommt, ist hier nur eine kleine charmante Info am Rande.

Die Faszination: Menschen nehmen sich unglaublich viel Zeit, Material aufzubereiten, das hinterher nur einigen wenigen, wahrscheinlich desinteressierten, Familienmitgliedern gezeigt wird. Die Selbstlosigkeit, die diesen FilmemachernINNEN anhaftet, stellt ein wahrliches Prädikatsmerkmal dieses Metagenres dar >>> Videolink

 

Der organisierte Amateurfilm: über das kollektive Nachdenken in Bezug auf das Besondere am Gewöhnlichen

Der kommende Block widmet sich organisierten Strukturen des Amateurfilms. Heute eine weitgehend unbekannte Sache, stellte sie zu einer gewissen Zeit ein regelrechtes „Expertentum von Amateuren“ dar. Dabei galt es auf der einen Seite, eine bestmögliche technische Umsetzung zu realisieren.  Die Präsentation als soziales Moment, war hierbei konzeptuell verankert. Gerade durch diesen kollektiven Charakter, der sich natürlich auch auf Motivwahl und Aufnahmenatur auswirkt, bekommt die Ich-Form einen nachrangige Bedeutung. Es geht um eine gemeinsame Annäherung an bestimmte Sujets.

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Anhand der Referate KIESLOWSKI, Der Filmamateur (Benedict Reinhold) und ARASH T. RIAHI (Malwine Staus). Die Souvenirs des Herrn X, werden wir versuchen, die Spezifika des Subgenres zu untersuchen, sowie etwaige Bezug auf unsere Jetztzeit zu finden.

Referat am heutigen Tag: Konrad Döppmann über Vater`s Garten

Die Hecke, dieser Teufel! Unscharfe Konturen, die Umgebung in einer dreisten Einfältigkeit skizziert: das wahre Gesicht des Kleinbürgertums? Die Kamera: halb diskret, dann aber doch wieder sperrig, vielleicht auch eklatant aufdringlich, in jedem Fall, den Eltern zuwider, als ein fühlbarer Fremdkörper zwischen Sohn und Alltag.

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Das Werk: Ein ganz erstaunliches Portrait Peter Liechti`s über seine Eltern. Wie ist die Jonglage zwischen persönlicher Beziehung und Außensicht zu einem Kunstgriff zu modellieren? In dem Fall, durch Abstraktion auf das Gesagte, ausgedrückt über die Groteske, mit einer geradezu verspielten Anmutung bestückt. Liechti lässt die Hasen sprechen, lässt sie für sich und für das Sinnbildliche parieren: die feigen Tiere als Maskierung, eigentlich aber als geniale Strategie der Demaskierung.

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Wie lässt sich der Amateurfilm in diesem Film verorten? Sind Elemente des Familienfilms prägnant, und wie steht es um den dokumentarischen Gehalt? Wir sind gespannt auf die heutigen Diskussionen.

Weitere Referate heute: Die Wiederkehr von Orphan Films als Found Footage am Beispiel von Bill Morrisons Decasia“, von Anette Kuhn, und „Online-Archive“, von Alexandra Berg.

 

Déphasage – Ostranenie

Roger Odin nutzt den Begriff der Déphasage als Gegenpol zu „Mise-en-Phase“.  Damit meint Odin, die filmische Wahrnehmung intendierter Natur zu stören bzw. die Verfahrensweisen, welche genau das erwirken. Es geht um „Brüche in der Textur“, um die Fiktion zu überführen.

 

Bildschirmfoto 2017-05-09 um 17.43.33Ins Deutsche, wäre der Begriff mit „Phasenverschiebung“ zu übersetzen, den es in der Physik tatsächlich gibt…

 

In diesem Zusammenhang fällt hin und wieder der Begriff Ostranenie, was soviel bedeutet wie das Verfremden. Somit stellt Ostranenie ein Charaktertiskum in vielen Essay-, Experimental- und Avantgardefilmen dar. Der Begriff stammt vom russischen Formalisten Viktor Šklovskij . Das Ziel ist die „Ent-Automatisierung“ der Alltagswahrnehmung, welche ja durchaus der Ansatz vieler künstlerischer Strategien darstellt.

Ein schöner Artikel dazu: Kessler, Frank: Ostranenie. Zum Verfremdungsbegriff von Formalismus und Neoformalismus. In: Montage / AV 5,2, 1996, S. 51-65. LINK

1. Vortrag: 11.5.2017, von Konstantin Richter

Inwiefern das Werk Gebrüder Lumière mit dem Amateurfilm in Verbindung gebracht werden, das werden wir im Rahmen des ersten Blocktermins gemeinsam zu ergründen versuchen.

Konstantin Richter´s Vortrag „Die Gebrüder Lumière als erste Amateurfilmer“, wird uns sicher eine hervorragende Gesprächsgrundlage liefern.